Kleinstrukturen schaffen

Foto: pixabay
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Aus ökologischer Sicht ist eine sattgrüne Rasenfläche strenggenommen wertlos. Erst die Vielfalt unterschiedlicher Pflanzen und Strukturen schaffen den notwendigen Lebensraum für eine größere Anzahl an Tieren.

 

Ohne Nahrungsangebot, ohne Nistmöglichkeiten, ohne Deckung vor Feinden, ohne die Möglichkeit sich über die kalte Jahreszeit zu verstecken, haben Tiere keine Chance und sind ihn Ihrem Garten nur gelegentlich „Zaungäste“.

 

Foto: pixabay
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Aber vielfältige Kleinstrukturen aus unterschiedlichen Bäumen, Hecken, Sträuchern, Blühpflanzen, aus Totholz oder locker aufgeschichteten Steinen machen Ihren Garten zum idealen Lebensraum für Vögel, Insekten, Amphibien oder kleinen Säugetieren wie den Igel.

 

Trockenmauern bestehend aus lose übereinander geschichteten Steinen mit unterschiedlichen Fugen in sonniger Lage, schaffen seltenen Lebensraum für Eidechsen, Mauerbienen, Grabwespen oder verschiedene Käfer. Steinhaufen aus unterschiedlichen Steinen oder Zielgelresten werden gerne von Spitzmäusen oder Teichmolchen genutzt und „unordentliche“ Reisighaufen sind ein Paradies für Vögel, Käfer und die wirklich liebenswerten Blindschleichen.

Sie sehen also, Gärten kann man fast ohne Mühe naturnah gestalten. Viele Dinge, die die meisten Menschen normalerweise entsorgen würden, lassen sich für die heimische Tierwelt noch nutzbringend

verwenden – es erfordert nur ein paar pfiffige Ideen und den Mut, sich von überzogenen Ordnungsvorstellungen zu befreien.

 

Gärten sollten nicht zu Wohnzimmern mutieren, die penibel aufgeräumt sein müssen. Die Natur hat ihre eigene „Un-Ordnung“ – diese zu kennen und schätzen zu lernen ist das eigentliche Geheimnis einer naturnahen Gartengestaltung.

 

Zauneidechse (Foto: naturgucker.de [J. Winter])
Zauneidechse (Foto: naturgucker.de [J. Winter])

Nisthilfen für Insekten und Vögel – wenig Aufwand, große Wirkung

 

Wenn Sie interessante, nützliche und hübsche Tiere wie Wildbienen und Vögel dauerhaft bei sich im Garten haben wollen, dann müssen Sie den Tieren eigentlich nur drei Dinge dauerhaft zur Verfügung stellen: ein vielfältiges Nahrungsangebot, Schutz und Deckung vor Feinden und die Möglichkeit Nachwuchs großzuziehen.

 

Klingt nicht kompliziert, und ist es auch wirklich nicht. Über das benötigte Nahrungsangebot haben wir ja bereits berichtet, Schutz und Deckung finden Tiere in einem Garten mit vielfältiger Kleinstruktur, daher können wir uns nun dem Thema Nachwuchsförderung widmen.

 

Künstliche Nisthilfen sind im Grunde genommen nicht unbedingt nötig, jedoch ist unsere unmittelbare Umgebung in Städten und Gemeinden so „aufgeräumt“, dass die natürlichen Möglichkeiten vielfach fehlen. Daher ist es fast schon „Pflicht“ für jeden Naturliebhaber, dass wir in unseren Gärten Nisthilfen für verschiedene Vögel und Wildinsekten bereitstellen. Das geht natürlich auch in kleinen, oder sogar in sehr kleinen Gärten oder gar auf dem Balkon.

 

Angebohrte Hartholzscheiben sind einfach herzustellende Nisthilfen für Wildbienen. Dazu werden in Holzscheiben (z.B. Eiche oder Buche, aber kein Nadelholz) blind endende Bohrlöcher von 2-8 mm Durchmesser gebohrt. Diese „Insektenhotels“ sollten Sie an einen möglichst sonnigen und regengeschützten Platz, etwa an einer Haus- oder Schuppenwand, aufhängen.

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 Auch Schilfhalme, Holunderstecken oder verholzte Stängel starkwüchsiger Stauden bieten eine willkommene Kinderstube für Wildbienen. Schnüren Sie sie einem Bündel zusammen oder füllen Sie sie in eine Blechdose, die Sie mit der Öffnung nach vorne an der Wand anbringen. Sie werden staunen, wie schnell sich unter günstigen Rahmenbedingungen eine Vielzahl von Wildbienenarten für Ihre neue Kinderstube interessieren. Dabei brauchen Sie vor den teils winzigen Insekten keinerlei Angst zu haben, sie sind sehr friedfertig und völlig harmlos.

 

Und, wenn sie dazu keine Zeit oder Lust auf Bastelarbeiten haben, es gibt solche Insektenhotels auch zu kaufen. Und sogar ganz mühelos ist es, wenn Sie alte, unbehandelte Zaunpfähle, z.B. morsche Eichenspaltpfähle von Weidezäunen, möglichst sonnig und etwas geschützt aufstellen. Diese bieten ein Refugium für diverse holzbewohnende Käfer, in deren Bohrlöcher dann später Wildbienen als Nachmieter einziehen werden.

 

Gehörnte Mauerbiene (Foto. naturgucker.de [S. Mielke])
Gehörnte Mauerbiene (Foto. naturgucker.de [S. Mielke])

Ganz wichtig aber: Bienen (auch Wildbienen) sind echte „Blumenkinder“ und benötigen ein vielfältiges Blütenangebot in unmittelbarer Nähe dieser Kinderstuben – wenn ihnen nur eine sterile Rasenfläche zur Verfügung steht, werden sie verhungern.

 

Foto: NABU Büttelborn [ck]
Foto: NABU Büttelborn [ck]

In einen naturgemäßen Garten gehören einfach auch heimischen Hecken und Sträucher, die auch Vögeln Schlaf- und Nistmöglichkeiten bieten. Für Höhlenbrüter (z.B. Hausrotschwanz, Grauschnäpper

oder Bachstelze) oder Höhlenbrüter (z.B. Meise, Trauerschnäpper) erfordert der Bau künstlicher Nisthilfen keinen Meisterbrief als Schreiner – es reicht meist schon, wenn Sie keine zwei „linken Hände“ haben. Und, falls doch, der Handel bietet auch teils hervorragende Nistkästen für wenig Geld an.

 

Grundsätzlich gilt beim Selber-Bauen: nur unbehandeltes Holz verwenden, die Innenseiten des Kastens bitte säge rau belassen (der Nachwuchs hat es später leichter, die Höhle zu verlassen) und den

Kasten besser mit Edelstahlschrauben zusammenschrauben als mit Nägeln zusammenhämmern – das hält deutlich länger. Bitte die Oberfläche auch nicht mit künstlichen Farben anstreichen, sondern besser mit natürlichen Mitteln wetterfest lasieren. Denken Sie bitte auch daran, eine Öffnungsmöglichkeit zu belassen, denn Nistkästen sollten einmal pro Jahr (Spätwinter) gereinigt werden. Beim Anbringen an Baumstämmen bitte stets Alu-Nägel verwenden und die Einfluglöcher nach Südosten ausrichten. Eine möglichst ruhige und – wichtig! – katzensichere Anbringung garantiert fast schon den Bruterfolg. [ck 03/20]

Foto: pixabay
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