Kräuter- und Gräserkunde für Jung und Alt

Kleine, spontane Bestandsaufnahme auf der NABU Streuobstwiese

Foto: NABU Büttelborn (se)
Foto: NABU Büttelborn (se)

Es ist zwar nur rund ein Hektar Fläche, aber es ist wirklich erstaunlich, wie sich auf der NABU Streuobstwiese die Natur im Laufe der Zeit ihr Refugium zurückerobert hat. 

 

Ursprünglich einmal ein Spargelacker, ist die Wiese mit den Jahren zu einem Rückzugsgebiet für viele Pflanzen und  Tiere geworden.

 

Uwe, relativ neu bei den aktiven NABUs in Büttelborn, hat dazu - gleich im Anschluss an eine kleine Exkursion-  seine Eindrücke in Worte gefasst.

 

Das wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.

 

Und - für die Botaniker unter Ihnen ganz spannend - haben wir auch eine Liste der vorgefundenen Arten zusammengestellt. Beachtlich, was dort auf kleiner Fläche so alles wächst... (ck/06720)

 

 


"Es ist Dienstag, der 22.06.2020...ein ziemlich spontanes Treffen der aktiven NABUs auf den Streuobstwiesen bei Büttelborn steht an.

 

Es ist knapp 19 Uhr, doch mit Verlaub, was spielt Zeit hier eigentlich für eine Rolle, in diesem für sich und uns eigenen Paradies, stelle ich für mich fest. Ursprünglich sollte es nur um eine Einweisung für die neu gepflanzten Obstbäume und deren notwendige Bewässerung gehen und auch Matthias Werner wollte vorbeischauen, um sein fundiertes Wissen über die hiesige Tier und Pflanzenvielfalt einfließen zu lassen  und ein bisschen über die dort vorkommenden Kräuter und die Vielfalt an Gräsern zu erzählen, und um sich grob einen Überblick über die vorkommenden Arten zu verschaffen. Darüber, was da so wächst, wild und schön, so hörte ich.

 

Vielleicht bleibe ich ein paar Minuten dabei, war ja auch nur spontan gekommen, dachte ich mir. Da standen wir dann nun in kleiner Runde, so um die zehn Leute, einschließlich meiner Person, ohne große Erwartungen. Wir begannen unseren Rundgang durch die Streuobstwiese und lauschten andächtig Matthias' ruhiger Stimme. Jede noch so kleine Pflanze, kleines Kraut, winziger Grashalm fand seine Beachtung, wurde benannt, respektvoll berührt, seiner Familie zugeordnet. Und die lateinische Bezeichnung gab es von Ihm, als Bonbon, noch oben drauf. Protokolliert von Christine, unserer zweiten Fachfrau auf diesem Gebiet in unserer Runde. Ein Segen für jeden Botaniker, Quereinsteiger oder einfachen Naturfreund.

 

Ob Wicken, Klee, wilde Kräuter wie Salbei, Beifuß, Kerbel oder Oregano, wilde Orchideen, Gemeine Pfeilkresse, Wiesenklee, Zottiger Klappertopf, Pastinake, Quecke, Geißfuß, Spitz- und Breitwegerich, Glockenblume, verschiedenste Disteln, Schafgarbe, Johanniskraut, wilder Spargel und vieles, vieles mehr. Nichts blieb unbenannt und wurde respektvoll gehuldigt und beschnuppert. Eine andächtige Aufmerksamkeit hatte uns alle erfasst.

 

Ein eigentlich hübsches Pflänzchen steigerte mit einmal Matthias' Wachsamkeit und trat kurz in unseren Mittelpunkt des Interesses: "Jakobs-Kreuzkraut". Ein Pflänzchen mit zarten gelben Blüten und eindrucksvollen Namen hätte, so Matthias, hier nun überhaupt nichts zu suchen, ist es doch als Futter für Tiere schädlich und gänzlich ungeeignet, lies Matthias uns wissen. Wie auf Kommando zogen wir die sporadisch vorkommende Pflanze mit ihren kleinen gelben Blüten, war Sie auch noch so versteckt und eigentlich hübsch anzusehen, respektvoll, aber konsequent samt Wurzel auf unserem Rundgang, aus dem Boden. Denn es sollte die nächsten Tage die ganze Wiesenpracht als Futter für Pferde  gemäht werden.... 

 

Auf unserem Weg entlang der Hecke flog u.a. ein Schwarm blauschwarz schimmernder Stare vorbei und stürzte sich in die Kirschbäume, um über die übrig gebliebenen Früchte herzufallen. Nebenbei entdeckten wir auch ein geplündertes Wespennest im Boden und erfuhren, dass hier ein Wespenbussard am Werk war. Ein Greifvogel, der diese Insekten im Gleichgewicht hält und dem Wespen als Hauptnahrung dienen. Er habe schlitzförmige Nasenlöcher damit die Wespen, in ihrer Not,  ihm nichts anhaben können. Seht her, seht her! Der Mensch muss diese wichtigen Tiere gar nicht bekämpfen. Die Natur hat an alles gedacht, dachte ich mir. Für ein vernünftiges Gleichgewicht wird auch so gesorgt und dabei glaubte ich immer: "Bussarde essen nur Mäuse".

 

Rund zwei Stunden später brachen wir ab, immer noch total gebannt über die Vielfalt auf unserer Streuobstwiese, und fuhren alle sichtlich erfüllt mit dem Rad nach Hause.

 

Ich persönlich war ganz froh länger als "ein paar Minuten" geblieben zu sein und ertappte mich dabei nach links und rechts zu schauen und meine neu gewonnenen Erkenntnisse und Eindrücke beim Blick in die vorbei ziehende Natur zu vertiefen.

 

Der Naturfreund und NABU-Sympathisant

Uwe Germann" (ug 06/20)


Ehemaliges Wespennest im Boden
Ehemaliges Wespennest im Boden

Fotos: NABU Büttelborn (se/ck)

Artenliste NABU-Streuobstwiese Bütelborn (Juni 2020)

  

Acker-Kratzdistel – Cirsium arvense

Ackerrittersporn – Consolida regalis

Bienenragwurz – Ophrys apifera

Breitwegerich – Plantago major

Bunte Kronwicke – Securigea varia

Echter Haarstrang – Peucedanum officinale

Echtes Johanniskraut – Hypericum perforatum

Echtes Labkraut – Galium verum

Einjähriges Berufkraut – Erigeron annuus

Gänsefingerkraut – Potentilla anserina

Gelbe Wiesen-Platterbse – Lathyrus pratensis

Gelber Steinklee – Melilotus officinalis

Gemeine Schafgarbe – Achillea millefolium

Gemeiner Beifuß – Artemisia vulgaris

Gemüsespargel – Asparagus officinalis

Gewöhnliche Kratzdistel, Lanzett-Kratzdistel – Cirsium vulgare (syn. lanceolatum)

Gewöhnlicher Hornklee – Lotus corniculatus

Gewöhnlicher Pastinak – Pastinaca sativa (oder officinalis)

Goldklee – Trifolium aureum

Große Brennnessel – Urtica dioica

Heil-Ziest Betonica officinalis

Hohe Schlüsselblume – Primula elatior

Hopfen-Schneckenklee – Medicago lupulina

Hundsrose – Rosa canina

Jakobs-Kreuzkraut/ Jakobs-Greiskraut – Jacobeae vulgaris

Karthäusernelke – Dianthus cartusianorum

Klatschmohn – Papaver rhoeas

Kleiner Odermennig – Agrimonia eupatoria

Knollen-Platterbse – Lathyrus tuberosus

Kohl-Kratzdistel – Cirsium oleraceum

Kompasslattich/ Stachel-Lattich – Lactuca serriola

Kriechendes Fingerkraut – Potentilla reptans

Löwenzahn – Taraxacum officinale

Mittlerer Klee – Trifolium medium

Pfirsichblättrige Glockenblume – Campanula persicifolia

Rosenmalve – Malva alcea

Rotklee – Trifolium pratense

Saatwicke – Vicia sativa

Schwarznessel – Ballota nigra

Spitzwegerich – Plantago lanceolata

Straußblütiger Ampfer – Rumex thyrsiflorus

Stumpfblättriger Ampfer – Rumex obtusifolius

Sumpf-Schafgarbe – Achillea ptarmica

Süße Bärenschote, Süßer Tragant – Astragalus glycyphyllos

Taubenkropf-Leimkraut – Silene vulgaris

Vogelwicke – Vicia cracca

Vogelwicke – Vicia cracca

Weiße Lichtnelke - Silene latifolia

Weißer Steinklee – Melilotus albus

Weißer Steinklee – Melilotus albus

Weißklee – Trifolium repens

Wiesen-Bärenklau – Heracleum sphondylium

Wiesenbocksbart – Tragopogon pratensis

Wiesen-Kerbel Anthriscus sylvestris

Wiesenlabkraut – Galium mollugo

Wiesen-Labkraut – Galium mollugo

Wiesensalbei – Salvia pratensis

Wiesenstorchschnabel – Geranium pratense

Wilde Malve, Käsepappel – Malva sylvestris

Wilde Margerite – Leucanthemum vulgare

Wilde Möhre – Daucus carota

Wilder Majoran/ Oregano/ Dost – Origanum vulgare

Zottige Wicke – Vicia villosa

Zottiger Klappertopf – Rhinanthus alectorolophus

  

Gräser

 Dach-Trespe – Bromus tectorum

Deutsches Weidelgras – Lolium perenne

Einjähriges Rispengras Poa annua

Gemeine Quecke – Elymus repens

Gemeines Rispengras – Poa trivialis

Gewöhnlicher Glatthafer – Arrhenatherum elatius

Taube Trespe – Bromus sterilis

Weiche Trespe – Bromus hordeaceus (B. mollis)

Wiesen Knäuelgras – Dactylis glomerata

Wiesen Lieschgras – Phleum pratense

Wiesen-Rispengras – Poa pratensis

Wiesenschwingel – Festuca pratensis

Wolliges Honiggras – Holcus lanat