Wir bückten und bückten und bückten uns....

Interview mit Olaf Wörner

 

Am 13. März, also ganz kurz vor der Einführung der Corona-Beschränkungen, folgt ein großer, bärtiger Mensch der Einladung der NABU Gruppe Büttelborn zur ersten Müllsammelaktion.

 

Es ist Olaf.

 


Foto: Olaf Wörner
Foto: Olaf Wörner

Redaktion: Lieber Olaf, was hat dich bewogen, an unserer Müllsammelaktion teilzunehmen, wie bist du auf uns aufmerksam geworden?

 

Olaf: Hallo, wir, dass sind meine Frau Beate und ich, sind über das wöchentliche Infoblatt der Gemeinde auf die NABU Aktion aufmerksam geworden. Wir sind recht oft in der Gegend um Büttelborn unterwegs, und sehen und ärgern uns über den Gesellschaftsmüll, der in der Natur liegt.

 

Anfang des Jahres lasen wir den Bericht über die Reinigung der Nistkästen, dabei kam die todbringende Gefahr der Kunststoffschnüre, auch gerade für die Vogelwelt, zur Sprache. Dies hat uns sehr betroffen gemacht, da wir dieses Problem auch von der Nord- und Ostseeküste her kennen.

 

 

Redaktion: Hat’s Spaß gemacht?

 

Olaf: Ganz ehrlich, diese Frage ist eigentlich nicht zu beantworten. Ja, es macht Spaß. Spaß, etwas Gutes zu tun, mit Gleichgesinnten der Allgemeinheit und vor allem der Natur einen Dienst zu erweisen. Wenn man sieht, dass es sauber ist, kein Müll mehr zu sehen ist, Gefahren für Mensch und

Tier beseitigt hat.

 

Aber auch nein, nein, weil warum muss man anderer Leute Gedankenlosigkeit wegräumen. Und diese Gleichgültigkeit sehen wir aber an ganz vielen Stellen. Richtig Freude macht es, wenn vielleicht mal ein Passant 'Danke' sagt, auch ein Gespräch zustande kommt, und am Ende weniger Müll in unserer Natur landet.

 

 

Redaktion: Über unsere Aktion haben sowohl das Echo, als auch wir selbst auf unserer Homepage berichtet. An eine gemeinsame Fortführung ist nun zunächst wegen Covid 19 nicht zu denken. Die NATURSCHUTZJUGEND (NAJU) hat die Idee, die Jugend aufzufordern, die freie Zeit in der Natur und

dort zu einer Müllsammelchallenge zu nutzen, wieder aufgegeben. Das Virus ist einfach zu unbekannt und damit unkalkulierbar.

 

Aber du wirst immer wieder, auch mit deiner Frau Beate, hinten im Feld gesichtet. Strohhut,  Sonnenbrille, rote Hose, Wanderschuhe, Mülltüte und-zange sind deine Merkmale.

 

Was ist deine/eure Motivation, so häufig Müll sammeln zu gehen? Gibt es da womöglich eine Vorgeschichte?

 

Olaf: Die momentane Situation zwingt leider viele zur Untätigkeit. Gerade für die jungen Menschen, die jetzt nicht im gewohnten Maße an ihrem gesellschaftlichen Leben teilhaben können, Schule findet 'im Netz' zuhause statt, Freunde können nicht besucht werden, Sportvereine sind geschlossen, wäre in der Freizeit ein Einbringen in den Naturschutz eine tolle Abwechslung.

 

Sicher ist es nicht jedermanns Sache, Müll zu sammeln, aber ein NABU und NAJU bietet viele Möglichkeiten, seine persönlichen Fähigkeiten einzubringen. Für Beate und mich ist seit letztem Jahr das Müllsammeln eine Passion geworden. Der Anfang war auf der Nordseeinsel Amrum bei einer Wanderung über diesen ewig großen schönen Strand, als wir ständig auf die einzelnen Fäden der Fischernetzte stießen. Wir bückten und bückten und bückten uns, schließlich holten wir aus unseren Rucksäcken Taschen heraus, verteilten uns und sammelten.

 

Glücklicherweise stehen in Abständen feste massive Mülltonnen, wo wir ständig (!!!) unsere Taschen leerten. Dies wiederholte sich in dem Urlaub noch mehrere Male. Schließlich im Herbst auch an der Ostsee.

 

Und dieses Jahr sind wir permanent in den Feldern von Büttelborn unterwegs. Anfangs schleppten wir richtig schwere Säcke zurück nach Hause. Es fand sich viel großer und schwerer Abfall.

 

Derzeit wird es vom Gewicht leichter, jetzt sind es Taschentücher und Kippen, die uns schier zur Verzweiflung bringen. Hier muss ich nochmal auf die Frage mit dem "Spaß" zurückkommen. Es macht mir weiterhin nicht wirklich Spaß, Müll, und vor allem in meiner Freizeit, zu sammeln. Aber da wir unserem großen Hobby, dem Wandern, dieses Jahr nicht wirklich frönen können und wir oft draußen die Vogelwelt beobachten, fällt es auf, dass die Verschmutzungen nachlassen. Es ist manchmal fast frustrierend, wenn nur ein kleiner Beutel mit Abfall in unserer Mülltonne verschwindet, aber genau das ist dann eigentlich der Erfolg. Wir haben aber noch ein paar Spezialstellen, wo wir aber erst im Herbst oder frühen Winter rangehen, wenn das Grün wieder weniger ist.

 

Redaktion: In der Zwischenzeit seid deine Frau Beate und du NABU-Mitglieder geworden. Der NABU Büttelborn freut sich sehr über die Verstärkung und ist natürlich neugierig, zu erfahren, in welchem Bereich/in welchen Bereichen des NABU Büttelborn ihr aktiv werden möchtet oder bereits seid? Aufgrund der Corona-Krise liegen ja viele Aktivitäten auf Eis.

 

Olaf/Beate: Wir waren letztes Jahr bereits total begeistert von der Aktion, die Bruchwiesen beweiden zu lassen. Dadurch, dass ich Bernd Petri recht oft unterwegs begegnet bin und ich ihm von unserem Interesse daran erzählt habe, gab er mir die Kontaktdaten von Stefan Leimbach. Er koordiniert die Aktion zusammen mit den Beweidern. Nun haben wir bei der Einzäunung neuer Weiden geholfen, jetzt ist allabendlich die Wasserversorgung der Tiere auf einer abseits gelegenen Weide nötig.

 

Welche weiteren spannenden Aufgaben kommen werden, wir lassen uns überraschen. Auf jeden Fall möchten wir gerne bei Unternehmungen auf der wunderbaren Streuobstwiese, bei den Nistkästen-säuberungen, bei Aktionen der Jugendgruppe (so diese Zeit endlich deren Gründung zulässt)und auf jeden Fall beim Weihnachtsmarkt dabei sein.

 

 

Redaktion: Gibt es etwas, was du/ihr dem NABU Büttelborn schon immer mal sagen wolltest/wolltet?

 

Olaf: Es ist wunderbar, dass, auch mit der Unterstützung der Politik, in unserem Umfeld ein wunderbares Kleinod existiert.

 

Wir haben viele Tiere, die nur aufgrund dieser besonderen Situation sich hier niederlassen. Hier kann für die Zukunft eine große Landschaft, ein Erholungsort für uns alle entstehen. Natürlich mit Grenzen, aber doch für jeden zugänglich. Weiter würden wir uns freuen, wenn wir, gerade hier in Büttelborn, mehr auf unsere tolle Natur achten würden.

 

Jeder, der ein bisschen was in Ordnung hält, hilft der Gesamtheit.

 

 

Redaktion: Herzlichen Dank Olaf und hoffentlich bis bald!

(hä/05/20)

Foto: Olaf Wörner
Foto: Olaf Wörner