Bau einer "Reptilienburg"

Erdkröte (Foto: naturgucker.de [S. Großnick])
Erdkröte (Foto: naturgucker.de [S. Großnick])

Eidechsen, Blindschleichen, Kröten oder Schlangen sind aus unserer Sicht faszinierende und sehr nützliche Tiere, die leider jedoch in unseren heimischen Gärten immer seltener zu finden sind.

 

Meist liegt der Grund darin, dass ihnen schlichtweg der Lebensraum oder die Nahrungsgrundlage entzogen worden ist.

 

Gleiches trifft ebenso für die uns umgebende Natur zu. Steinhaufen oder naturbelassene Ackerränder sind bei uns kaum noch zu finden. Auch auf der NABU Streuobstwiese Büttelborn mangelte es bislang daran. 

Benjeshecke (Foto: NABU Büttelborn [ck])
Benjeshecke (Foto: NABU Büttelborn [ck])

Zwar hat der NABU bereits vor einiger Zeit begonnen, die Hecken der Streuobstwiese mit Benjeshecken zu vervollständigen, aber richtig sonnenexponierte Plätze für Reptilien gab es kaum.

 

Das hat sich jedoch im Frühjahr 2022 geändert.

 

Der NABU Büttelborn hat auf dem südlichen Teil der Streuobstwiese eine „Reptilienburg" errichtet, die teilweise vom Kreis Groß Gerau finanziell gefördert wurde.

Reptilienburg des NABU Büttelborn kurz nach Fertigstellung (Foto: NABU Büttelborn [ck])
Reptilienburg des NABU Büttelborn kurz nach Fertigstellung (Foto: NABU Büttelborn [ck])
Mauereidechse (Foto: naturgucker.de [U. Spolders])
Mauereidechse (Foto: naturgucker.de [U. Spolders])

Diese bietet nun den wechselwarmen Tieren neben Sonnenplätzen und Versteckmöglichkeiten auch einen geschützten, frostfreien, trockenen Ort für eine sichere Überwinterung an.

  

Wir haben jedoch zusätzlich noch einen Versuch gestartet, den bei uns sehr seltenen Wiedehopf mit einem in die Reptilienburg integrierten Nistkasten anzulocken.

 

Die Chancen stehen zwar nicht sehr gut, da der Lebensraum nahe an den intensiv genutzten Äckern für diese Vögel nicht ideal ist, aber wer weiß…

Smaragdeidechse - bei uns im Ried jedoch nicht heimisch (Foto: naturgucker.de [J. Winter])
Smaragdeidechse - bei uns im Ried jedoch nicht heimisch (Foto: naturgucker.de [J. Winter])
Blindschleiche (Foto: naturgucker.de [F. Wehner])
Blindschleiche (Foto: naturgucker.de [F. Wehner])

Wir möchten Sie nun dazu ermuntern, etwas ähnliches in Ihrem Garten anzulegen – auch wenn es ggf. etwas kleiner ausfallen sollte als bei uns auf der Streuobstwiese.

 

Reicht es dafür ein paar Steine auf einen Haufen zu schütten und zu warten? Das könnte zwar funktionieren, aber einfacher und sicherer ist es, etwas gezielter vorzugehen.

 

Der richtige Standort ist ganz entscheidend, denn die Tiere müssen sich dort aufwärmen können. Ein vollsonniger Standort ist somit die wichtigste Voraussetzung.

Füllung der Grube mit Drainage-Material (Foto: NABU Büttelborn [ck])
Füllung der Grube mit Drainage-Material (Foto: NABU Büttelborn [ck])

Trotzdem ist es sinnvoll, dass in der Nähe und auf der Nordseite Ihrer Reptilienburg dichtere Vegetation vorkommt (z.B. niedrige bis mittelhohe Hecken, Solitärsträucher) Dies ist für den Schutz der Tiere und für ihre Nahrungssuche wichtig. Die Umgebung Ihrer Reptilienburg sollte aus deckungsreichem, niedrigerem Bewuchs bestehen, wie etwa einer artenreichen Wildblumenwiese.

 

Nun heißt es buddeln. Graben Sie ein Loch mit min. 2 qm, das idealerweise rund 80 cm tief sein sollte. Das stellt sicher, dass auch strenge Winter den Tieren in ihrem Winterquartier nichts anhaben können. Füllen Sie die unterste Lage mit einer Drainageschicht aus Kies oder Schotter (wir haben alte Biberschwanz-Tonziegel genutzt). Damit ist sichergestellt, dass ihre Wintergäste nicht bei Starkregen o.ä. ertrinken.

Schnitt durch die NABU Reptilienburg (Graphik: NABU Büttelborn [ck])
Schnitt durch die NABU Reptilienburg (Graphik: NABU Büttelborn [ck])

Befüllen Sie nun die Grube mit unterschiedlichsten Bruchsteinen bis zu einer Höhe von rund 1 m über Bodenniveau. Nutzen Sie jedoch bitte auch ausreichend große Steine mit bis zu 40 cm Kantenlänge, denn nur kleine Steine werden zu „dicht“ und die Tiere finden keine Schlupflöcher.

 

Decken Sie die nördliche (sonnenabgewandte) Seite mit Erde ab, ohne dass die Gefahr besteht, dass diese Erdschicht vom Regen in die Zwischenräume der Burg eingeschwemmt wird (wir benutzen auch hier Biberschwänze als „Dichtung“)

 

Im Süden Ihrer neuen Burg ist nun noch eine ausreichend dimensionierte und nährstoffarme Sandfläche nötig, die min. 30 cm tief sein sollte. Darin können dann die Eidechsen ihre Eier abgelegen – die Sonne besorgt dann das weitere Brutgeschäft.

Zauneidechsen (Foto: naturgucker.de [J. Winter])
Zauneidechsen (Foto: naturgucker.de [J. Winter])

Falls bei Ihnen viele Katzen im Garten umherstreifen, sollten Sie nach Möglichkeit. einen Teil der Burg mit einem Drahtgitter schützen, denn die wechselwarmen Tiere wären sonst bei kühleren Temperaturen (wenn Sie nicht so flink sein können) ihren Feinden schutzlos ausgeliefert.

 

Wenn alles fertiggestellt ist, heißt es zunächst abwarten. Manchmal dauert es recht lange, bis Tiere Gefallen an Ihrer Burg finden, oft werden diese Lebensräume jedoch auch schnell besiedelt. Wichtig dabei ist jedoch, die Tiere möglichst wenig zu stören. 

Junge Blindschleiche (Foto: naturgucker.de [B. Jeschke])
Junge Blindschleiche (Foto: naturgucker.de [B. Jeschke])

Auch für uns heißt es nun, sich in Geduld zu üben. Wir werden berichten, wenn „unsere“ Burg auf der Streuobstwiese besiedelt worden ist.

 

Wir bitten Sie abschließend dringend darum, unser neues Reptilien-Habitat nicht aus der Nähe zu begutachten und – ganz wichtig – Ihren Hund nicht in die Nähe der Burg zu lassen. Nur damit ist gewährleistet, dass sich Tiere dort ansiedeln können. Vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme . [ck 04/22]

Fotos: NABU Büttelborn [ch/ck]