Weißstorch

Steckbrief:

 

Um es ganz klar zu sagen: Büttelborn ist nicht Čigoč. Čigoč, ein kleines Dorf in der Posavina (Kroatien) inmitten der Save Ebene. Es hat nur rund 120 Einwohner und ca. 7O Häuser, aber es brüten jedes Jahr zwischen 30 bis 50 Storchenpaare mitten im Dorf – fast jedes der Häuser ist somit „besetzt“.

 

Aber auch unsere Gemeinde ist erfreulicherweise sehr attraktiv für Weißstörche – es brüten jedes Jahr rund 25 Brutpaare rund um Büttelborn. Der Landkreis Groß-Gerau ist übrigens im Hinblick auf diese Vögel, der am dichtesten besiedelte Kreis Hessens – hier brüten knapp 50% aller hessischen Weißstörche (hessenweit sind es insgesamt rund 600 Brutpaare). In Folge des fortschreitenden Klimawandels und des guten Futterangebotes, überwintern in den meisten Jahren auch zahlreiche Störche bei uns im Ried.

 

Das war jedoch nicht immer so. Der Wappenvogel des NABU war in den 80er Jahren nahezu vom Aussterben bedroht. Seitdem haben sich die Bestände dieses bekannten und beliebten Schreitvogels mit dem langen, kräftigen Schnabel vielerorts wieder etwas erholt.

 

„Unsere“ Weißstörche rund um Büttelborn, bleiben entweder das ganze Jahr hier („Winterstörche“), die Mehrzahl zieht Ende des Sommers jedoch in Richtung Süden (Spanien/Portugal). Immer weniger dieser sog. „Westzieher“ wagen jedoch die riskante Überquerung der Straße von Gibraltar, um nach Afrika zu fliegen.

 

Die Zugdauer ist übrigens häufig bemerkenswert kurz. So hat ein mit GPS besendertes Weibchen den Flug aus Katalonien (Spanien) bis auf unser Schutzgebiet „Bruchwiesen Büttelborn“ im Frühjahr 2019 in genau fünf Tagen gemeistert.

 

Im zeitigen Frühjahr kommen die im Süden überwinternden Störche häufig wieder zu ihrem alten Horst  zurück – falls der nicht schon zwischenzeitlich einen anderen „Mieter“ gefunden hat. „Winterstörche“ haben naturgemäß die größte Auswahl an Horsten – vielleicht auch einer der Gründe, weshalb Störche den Flug nach Süden nicht mehr antreten?)

 

Diese teils stattlichen und schweren Storchennester (Horste), die frei in der Nähe der Nahrungsquellen stehen müssen, werden in den letzten Jahren auch zunehmend in alten, meist abgebrochenen Bäumen errichtet. Der Storch kehrt also wieder zu seinem natürlichen Brutverhalten zurück und ist nicht mehr nur auf künstliche Horste von uns Menschen angewiesen.

 

Hat sich ein Pärchen gefunden, werden die Eier rund einen Monat lang bebrütet und die geschlüpften Jungen bleiben anschließend noch weitere zwei Monate im Nest um von den Elterntieren vorwiegend mit Mäusen, Insekten, Regenwürmern oder Amphibien gefüttert zu werden.

 

Weißstörche sind wahre Kulturfolger und bevorzugen ein weitläufiges, übersichtliches Gelände mit Wirtschaftswiesen und Weideland. Sie zeigen dabei relativ wenig Scheu vor Menschen und schreiten häufig auf Äckern hinter landwirtschaftlichen Geräten her, um aufgescheuchte oder verletzte Kleintiere zu erbeuten – eine gute Gelegenheit, die schönen Vögel zu beobachten.

 

Wie können Sie helfen?

 

 Auch wenn die Entwicklung bei „unseren“ Weißstörchen in den letzten Jahren positiv verlief, so  werden doch vielerorts weiterhin Feuchtwiesen entwässert und ehemals offene Kulturlandschaften zunehmend zersiedelt oder in Agrarsteppen oder „Gewerbeparks“ umgewandelt.

 

Unterstützen Sie uns daher bitte bei unserem Anliegen, beispielsweise das NABU Schutzgebiet

„Bruchwiesen bei Büttelborn“ zu erhalten und räumlich zu erweitern.

 

Setzen Sie sich bitte konsequent für eine verträgliche Landwirtschaft ohne (oder mit möglichst wenig) Einsatz von Pestiziden oder Insektiziden ein – auch das hilft mit, unsere Kulturlandschaft rund um unsere Gemeinde lebens- und liebenswert zu erhalten, und war sowohl für uns Menschen als auch für die Tiere und Pflanzen um uns herum.

 

Vermeiden Sie bitte auch nach Möglichkeit den Kauf von Gemüse und Obst außerhalb der natürlichen Saisonalität, andernfalls wird immer mehr unserer Landschaft mit Plastikfolien abgedeckt werden – und hier können Tiere keine Nahrung mehr finden.  [ck 03.2019]

Möchten Sie einmal kurz zuhören?

Copyright Audio-file: Dries van de Loock (www.xeno-canto.org)


Foto: NABU Büttelborn [OR]
Foto: NABU Büttelborn [OR]