Wildhecken – so vielfältig kann Lebensraum sein

Kirschlorbeer (Foto: naturgucker.de [B. Jeschke])
Kirschlorbeer (Foto: naturgucker.de [B. Jeschke])

Auch unsere Gärten sind, ähnlich wie unsere Häuser, häufig nach außen hin abgeschirmte Areale, was durch die relativ enge Bebauung in unserer Region nicht verwunderlich ist. Trotzdem können Sie ohne große Mühe auch aus diesem „Schutzschirm“ etwas Lebendiges und Schönes gestalten. Es muss nicht immer die allgegenwärtige, immergrüne und blickdichte, jedoch recht arbeitsintensive Hecke aus (giftigem) Kirschlorbeer sein.

 

 

Foto: pixabay
Foto: pixabay

Je nach Ihrer persönlichen Wohnsituation, sollten Sie sich zwischen einer geschnittenen und einer freiwachsenden Hecke entscheiden. Geschnittene Hecken (wie z.B. aus Hainbuche, Blutbuche oder Berberitze) sind in der Regel sehr dicht und nehmen wenig Raum ein, erfordern jedoch ein nicht zu unterschätzendes Maß an Pflege (1-2 Mal im Jahr schneiden) und somit einen Zeitaufwand. Freiwachsende Hecken lassen zwar mehr „Einblicke“ zu, sind aber deutlich weniger pflegeintensiv und haben einen natürlicheren Charakter, benötigen jedoch auch etwas mehr Platz um diesem entfalten zu können.

  

In vielen Gärten werden oft fremdländische Ziergehölze oder Nadelbäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt leider nur von geringem ökologischem Nutzen sind. Wesentlich sinnvoller ist hingegen eine Hecke aus heimischen Wildsträuchern, denn im Laufe einer langen gemeinsamen Entwicklungsgeschichte hat sich ein ökologisches Gefüge zwischen heimischen Tieren und heimischen Pflanzen eingespielt - fremdländische Gehölze sind hierbei eher ökologische „Exoten“. Heimische Wildsträucher haben außerdem den Vorteil, dass sie an unsere Klimaverhältnisse meist besser angepasst sind und daher wesentlich robuster und pflegeleichter sind als „Exoten“.

 

Winterling (Foto: naturgucker.de [H. Bott])
Winterling (Foto: naturgucker.de [H. Bott])

Aber auch bei relativ kleinen Gärten lässt sich mit etwas Geschick, ein naturnaher Charakter erzielen, wenn man einige Regeln beachtet. Bei begrenzten Platzverhältnissen sollten Sie besser auf zu viele und ausladende heimische Wildsträucher wie Haselnuss, Salweide, Weißdorn oder Schlehen verzichten, und stattdessen ein paar Blütensträucher zusammen mit ein paar „zahmeren“ Naturgehölzen pflanzen. Das ergibt eine schöne und nützliche Kombination. 

 

Hierfür eignen sich beispielsweise ungefüllte Strauchrosen, Jasmin, Kolkwizien, Spiersträucher, Weigelien oder Deutzien. Sie gibt es in verschieden Größen und Wuchshöhen bzw. Wuchsbreiten. Das zusammen mit ein paar wenigen „zahmen“ Naturgehölzen wie Holunder, Blutjohannisbeeren, Goldjohannisbeere oder Zierquitten. Diese Wildsträucher sollten Sie nur ab und zu mal etwas im Ausbreitungsdrang regulieren, ein regelmäßiger Schnitt ist hingegen nicht nötig.

Da diese Heckenform nicht ganz so dicht gesetzt ist wie ihr geschnittenes Pendant, lässt sie auch ein vielfältigeres Leben auf der Bodenschicht zu. Pflanzen Sie gleich zu Beginn eine größere Anzahl von Zwiebelblumen wie Botanische Krokusse, Wildnarzissen, Blausternchen oder Winterlinge an den Fuß dieser Hecken. Diese verwildern mit der Zeit und bilden wunderschöne Teppiche unter den lockeren Hecken – im Frühjahr ein gedeckter Tisch für eine Anzahl von Wildinsekten, die sonst wenig andere Nahrungsangebote vorfinden. Auch niedrige Stauden wie Lungenkraut, Leberblümchen, Buschwindröschen oder Veilchen eignen sich sehr gut als „Unterpflanzung“. Auch sie sind schön bunt und bei Insekten sehr begehrt.

 

Blausternchen (Foto: naturgucker.de [G. Fetscher])
Blausternchen (Foto: naturgucker.de [G. Fetscher])
Leberblümchen (Foto: naturgucker.de [J. Podgorski])
Leberblümchen (Foto: naturgucker.de [J. Podgorski])

Falllaub sollte im Heckenbereich natürlich in Herbst liegen bleiben dürfen. Es ist nicht nur eine natürliche Mulchdecke, die den Boden vor Austrocknung schützt und die Sträucher mit natürlichen und kostenlosen Nährstoffen versorgt, sondern bietet auch vielen Kleintieren Schutz. Für Ordnungsliebhaber mag das etwas ungewohnt sein, aber gerade die Duldung solch vielgestaltiger Kleinstrukturen wirkt sehr natürlich und erhöht die Artenvielfalt in Ihrem Garten signifikant.

 

 Es erfordert also vielleicht nur bisschen Mut, aus einer öden „08/15 Grundstückbegrenzung“ etwas Schöneres und vor allen Dingen ökologisch Wertvolleres zu machen. [ck 03/20]