Biber

Foto: naturgucker.de [H. Müller-Scherz]
Foto: naturgucker.de [H. Müller-Scherz]

Steckbrief:

Ein kreativer Umgang mit Tatsachen ist keineswegs ein Phänomen der Neuzeit – das hat offensichtlich bereits seit Jahrhunderten Tradition.

 

So war beispielsweise der Verzehr warmblütiger Tiere zur Fastenzeit für die katholische Glaubensgemeinschaft seit dem Jahre 510 verboten.

 

Aber, auch Ordensleute sind erfinderisch. Daher wurde auf dem Konstanzer Konzil im 15. Jahrhundert festgelegt, dass alles was im Wasser lebt, ein „fischähnliches Wesen“ sein müsse, und Fische dürften ja auch zur Fastenzeit auf den Tellern enden. Und der Biber lebe ja auch (meist) amphibisch im Wasser und könne somit verzehrt werden. Zudem habe er auch eine breite Schwanzkelle die mit Schuppen besetzt sei – wenn das kein Beweis für einen Fisch ist?

Foto: naturgucker.de [Y. Christ]
Foto: naturgucker.de [Y. Christ]

Heute wissen wir natürlich, dass der Biber keineswegs ein „fischähnliches Wesen“ ist, sondern ein Säugetier - und glücklicherweise darf er bei uns auch nicht mehr im Kochtopf landen.

 

Diese willkommene Fastenspeise, sein dichtes und schönes Fell und das wertvolle „Bibergeil“ hatten das größte europäische Nagetier bereits im 16. Jahrhundert in Hessen ausgerottet. Bibergeil ist ein Duftstoff aus Drüsen am Hinterleib, die zur Markierung des Reviers dienen. Bibergeil war früher als medizinisches Wundermittel sehr begehrt. 

Ursprünglich waren die Tiere in ganz Europa heimisch, jedoch im Laufe der Zeit durch intensive Bejagung, durch Zerstörung geeigneter Lebensräume im Zuge von Gewässerbegradigungen und der Intensivierung der Landwirtschaft auf nur wenige und kleine Areale zurückgedrängt worden.

 

Erst die Wiederansiedlung in den späten 1980er Jahren ermöglichte es, dass der Biber in Hessen wieder heimisch ist.  Die ersten Biber im Spessart haben nach und nach viele Teile des Landes besiedelt – es gibt derzeit über 700 Biber im Lande. Sogar in Frankfurt sind zwei Biberreviere bekannt und auch im Naturschutzgebiet Kühkopf/Knoblauchaue gibt es davon zwei. Der Landkreis Groß-Gerau, der erstmals 2014 von Bibern „erobert“ wurde, weist jüngst vier Reviere auf.

 

Eine Wideransiedlung gelingt vielfach dann besonders gut, wenn die Tiere einen freien Gestaltungsspielraum ihres Lebensraumes bekommen. So kann es passieren, dass eine naturnahe Gestaltung von Fließgewässern ohne menschliche Eingriffe geschieht – der Biber sorgt mit seiner Lebensweise schon dafür.

Foto: naturgucker.de [J. Schmill]
Foto: naturgucker.de [J. Schmill]

Biber und Holz sind untrennbar verbunden. Biber sind reine Vegetarier und fressen die Rinde von Bäumen und fällen diese auch, um an die frischen Blätter und Zweige zu kommen. Das übrige Stammholz wird für den Bau von Staudämmen oder Burgen genutzt.  

 

Als Lebensraum benötigen sie Gewässer mit einem breiten Streifen an Weichholz. Da Biber keinen Winterschlaf halten, wird ein Vorrat an Zweigen und Blättern unter Wasser in den Biberburgen verstaut.

 

Diese Biberburgen haben einen doppelten Zweck: sie bieten Schutz vor Beutegreifern wie Fuchs und Marder und stellen einen Nahrungsvorrat für den Winter dar.

Aufgrund ihrer regen Bauaktivität gelten sie als wahre Landschaftsgestalter und sind zusammen mit den Menschen die einzigen Lebewesen, die aktiv Bäume fällen können.

 

Wenn sich ein Paar gefunden hat und der Lebensraum passt, beginnt es im Spätwinter mit der Paarung und zwei bis drei Monate später werden die Jungen geboren und im trockenen Teil der Biberburg gesäugt. 

 

Sehr häufig wird der Biber mit dem Bisam oder der Nutria verwechselt. Wir haben daher versucht, die Unterschiede zwischen den Arten in Form einer Tabelle darzustellen:

 Wie können Sie helfen?

 

Setzen Sie sich bitte dafür ein, Gewässerentwicklungsstreifen auszuweisen und unterstützen Sie Naturschützer darin, wieder mehr Freiraum an und für Gewässer zu erwirken.

 

Ein steriler und kanalisierter Bach oder Fluss ist weder ein schöner Anblick für uns Menschen noch attraktiv für Tiere.  [11/20 ck]