Gottesanbeterin. Klingt irgendwie schön. Noch schöner klingt ihr lateinischer Name: "Mantis religiosa". Besser jedenfalls als "Fangschrecke".
Vielleicht haben Sie diese Neubürgerin bereits schon einmal in Südeuropa beobachten können, denn dort findet man sie recht häufig. Hier in Hessen ist die einzige europäische Vertreterin der Fangschrecken jedoch erst seit 2004 heimisch. Sie breitet sich seit den 1990er Jahren kontinuierlich vom Kaiserstuhl über die Oberrheinebene in Richtung Norden aus. Es sind nun auch schon Funde aus dem Raum Gießen bekannt. Und auch das hessische Ried (z.B.: Büttelborn, Groß-Gerau usw.) ist teilweise schon zur neuen Heimat geworden.
Die imposanten Tierchen, die mal grün oder auch braun sein können, werden bis zu 8cm lang, wobei die Männchen deutlich kleiner sind. Markant ist die Lauerstellung mit den gefalteten, mit Widerhaken besetzen Fangarmen.
Gottesanbeterinnen können lange regungslos an Halmen oder Zweigen verharren und auf ahnungslose Insekten warten. Wenn sich dann ein Beutetier nähert, bewegt sich der dreieckige Kopf sofort und fixiert die potenzielle Beute mit großen Augen. Und dann kann es blitzschnell gehen, bis das Festmahl beginnt. In das Beuteschema passen alle Arten von kleineren Insekten - alles was sich bewegt erzeugt Interesse.
Und auch die kleineren Männchen müssen bei der Paarung auf der Hut sein - ihre Partnerinnen entwickeln häufig einen gesunden Appetit. Auch auf die Erzeuger des eigenen Nachwuchses, wenn der sich nicht rechtzeitig aus dem Staub macht...
Die beste Zeit ein solch ungewöhnliches Tierchen beobachten zu können, ist der späte Sommer. Gottesanbeterinnen (die übrigens auch fliegen können) lieben heiße und trockene Standorte mit spärlicher und nicht sehr hoher Vegetation. Blütenreiche Brachflächen mit hoher Sonnenexposition sind ideal. Dort legen sie Weibchen später auch Eipakete (sog. "Oothek") ab, in denen der Nachwuchs den Winter überdauert. Die erwachsenen Tiere hingegen sterben in der Kältephase.
Was können Sie tun?
Sich einfach daran erfreuen. Und vor allem: keine Angst vor den Tierchen haben. Für uns Menschen sind sie vollkommen harmlos und sogar recht zutraulich. Nicht umsonst wurden sie auch zum Insekt des Jahres 2017 ernannt. Die Gottesanbeterin ist streng geschützt und auf der "Roten Liste" als gefährdet eingestuft. Somit ist es für Naturfreunde selbstverständlich, diese Tiere nicht zu stören oder gar zu fangen.
Und wenn Sie vielleicht sogar in Ihrem Garten einmal dieses Insekt beobachten, können Sie diese Beobachtung (auch mit Foto) gerne dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) melden. Damit helfen Sie den Kollegen, die Verbreitung dieser neuen Art besser zu dokumentieren. Den link dazu finden Sie hier. [ow 10/21]