Rotkopfwürger

Foto: naturgucker.de [H. Klein]
Foto: naturgucker.de [H. Klein]

Ein kleinerer Vogel mit einem rostfarbenen Oberkopf und weißen Schulterfedern, der sehr gerne als Ansitzjäger auf exponierten Stellen in offenem, warmem Gelände saß, um nach Insekten als Nahrung Ausschau zu halten.

 

Doch warum „saß“ und nicht „sitzt“?

Die deprimierende Wahrheit ist: es gibt ihn nicht mehr bei uns in Deutschland. War er noch in den 1950er Jahren ein häufiger Brutvogel in weiten Teilen der Republik. So ist in dem Buch "Die Vögel Hessens" (Gebhardt/Sunkel) von 1959 zu lesen: ."Im Ried ist er in allen Obstalleen der Landstraßen zu Hause. In manchen Jahren hat im Kreis Groß-Gerau jedes kleine Obststück ein Brutpaar".

 

Aber schon Ende der 1960er Jahre gab es nur noch rund 5o Brutpaare hier bei uns. 

 

Aus Hessen verschwand der Rotkopfwürger bereits 1986 , und die letzten Vögel Deutschland wurden 2009 gesehen. Seit 2010 ist der Rotkopfwürger - bis auf die sporadische Sichtung einzelner Individuen - nun komplett ausgestorben.

 

Einfach verschwunden – genauso wie weitere drei Arten. Von den ursprünglich über 300 Brutvogelarten in Deutschland, gelten insgesamt bereits 17 als ausgestorben.

 

In dem Zeitraum zwischen 1992 und 2016 verschwanden insgesamt rund 14 Millionen Vögel aus unserer Natur. Das mag angesichts der rund 160 Millionen Vögel vielleicht recht „wenig“ erscheinen – tatsächlich ist es jedoch ein schrilles Alarmzeichen.

Foto: naturgucker.de [Y. Christ]
Foto: naturgucker.de [Y. Christ]

Doch warum gibt es beispielsweise diesen Vogel mit dem hübschen rostroten Fleck auf dem Kopf bei uns nicht mehr?

 

Sehr wahrscheinlich, weil er in unserer intensivierten Landschaft weder genügend geeigneten Raum zum Brüten fand, noch seine Ernährung mit ausreichend Insekten sicherstellen konnte, und weil er vermutlich auch auf klimatische Schwankungen empfindlicher als andere Arten reagierte.

 

Doch wer trägt dafür die Verantwortung? „Die EU“, oder „die Politiker“, oder etwa „die Landwirte“. Nein, da machen wir es uns zu einfach.

 

Wir selbst, also jeder von uns. Sie, genauso wie ich.

 

Jeder ist ein klitzekleines Stück dafür verantwortlich, dass manche Tiere bei uns keinen Lebensraum mehr finden und schlimmstenfalls einfach verschwinden. Unser unersättlicher Hunger nach immer mehr von Allem trägt mit dazu bei, dass unsere Natur immer ärmer wird.

Foto: naturgucker.de [O. Jungklaus]
Foto: naturgucker.de [O. Jungklaus]
Foto: naturgucker.de [E.Löb]
Foto: naturgucker.de [E.Löb]

Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, dass nicht auch bald der farbenfrohe Stieglitz oder das Rebhuhn bei uns von der Bildfläche verschwinden.

 

Der Rückgang der Bestände (Rebhuhn: -90%, Stieglitz: -70%) sollte uns alle wachrütteln.

 

Bevor es auch für diese Tiere zu spät ist.  [ck 01/21]