Steckbrief:
Sein eleganter Flug, seine stattliche Größe und sein markanter Gabelschwanz machen ihn fast unverwechselbar: den Rotmilan.
Dabei ist er ein echter Europäer. Denn fast nur hier bei uns in Europa kann man die schönen Greifvögel beobachten.
Und Deutschland kommt eine besondere Verantwortung für dessen Schutz zu – schließlich brüten rund 50% aller Rotmilane hier bei uns – ist es gar unser heimlicher Wappenvogel?
Hessen ist zwar kein „hot-spot“ (das Hauptverbreitungsgebiet ist eher im nordöstlichen Deutschland), trotzdem kommen aus unserem Bundesland ca. 10% aller deutschen Rotmilane.
Im Winter bekommen wir hier im hessischen Ried diesen schönen Greifvogel kaum zu Gesicht – er ist ein Zugvogel und überwintert meistens im Süden (z.B. auf der iberischen Halbinsel). Aber bereits im Februar machen sich die ersten Vögel wieder auf den Weg in den Norden und sind meisten schon Anfang bis Mitte März in ihren Brutgebieten angekommen. Jedoch sind sie nach dem Sommer auch wieder früh Richtung Süden unterwegs: erst sind es die Jungvögel, die etwa ab September wegziehen, später folgen dann die Altvögel.
Die Greife gelten als treu. Gleich nach dem Eintreffen im Revier beginnt die Balz mit gemeinsamen Flügen, Futterübergaben vom Männchen an das Weibchen um dann das ziemlich schlampige Nest in höheren Bäumen auszubauen. Schlampig deshalb, weil sie offenbar eine Vorliebe für Abfall (z.B. Stoff- oder Plastikfetzen) haben. Der Grund dafür ist unklar - die Konsequenzen können hingegen für die Tiere auch tödlich sein (mehr dazu in diesem link).
Die Hauptlast der Futterbeschaffung obliegt dem Männchen: es muss die erste Zeit sowohl seine Partnerin als auch die Jungen versorgen, die nach knapp zwei Monaten erst das Nest verlassen. Der Bruterfolg ist also stark davon abhängig, ob der „Alleinversorger“ ausreichend Nahrung findet.
Der Greifvogel ist ein Suchflugjäger, und oft ist er bei dieser Tätigkeit auch sehr niedrig über dem Neubaugebiet „Am grünen Weg“ zu beobachten. Meist jagt er jedoch über offener Landschaft im langsamen Gleit- und Segelflug. Als Überraschungsjäger versucht er nach einem missglückten Angriff jedoch nicht die potenzielle Beute zu verfolgen, sondern sucht sich rasch ein anderes Objekt seiner Begierde. Oft ist er auch auf dem Boden unterwegs um nach Insekten und Regenwürmern (besonders in Frühjahr) zu suchen. Fische greift er von der Wasseroberfläche ab und trägt sie davon, abgeerntete Felder „scannt“ er regelmäßig nach verletzen oder toten Tieren.
Rotmilane gelten aber auch als „Korsaren der Lüfte“, denn man kann vielfach beobachten, dass sie anderen Vögel deren Beute abzujagen versuchen. Als Nahrungsopportunisten ist ihr Ernährungsspektrum sehr vielfältig: was verfügbar ist, wird angenommen. So bilden Insekten, Regenwürmer, Lurche, Kriechtieren, Fische, Kleinsäuger (z.B. Mäuse, Maulwürfe), Vögel sowie Aas und Abfälle die Hauptnahrung.
Wie können Sie helfen?
Je vielfältiger die Landschaft mit Baumreihen, Hecken, Kleingewässern, Brachen oder Blühstreifen ausgestattet ist, desto mehr Lebensraum bietet sie für Vögel und Kleinsäuger – und desto mehr Nahrung findet entsprechend dieser Greifvogel. Ein Schutz dieser kleinteiligen Landnutzung bedeutet auch gleichzeitig einen Schutz unzähliger anderer Tierarten – setzen Sie sich bitte mit uns zusammen für eine verträglichere Nutzung unserer Lebensräume ein.
Landwirte sind der entscheidender Faktor bei der Gestaltung landwirtschaftlich genutzter Fläche. Eine Staffelmahd ist beispielsweise für die Nahrungsverfügbarkeit über einen längeren Zeitraum besonders wirksam. Eine solche Maßnahme könnte auch über Agrarumweltprogramme der Bundesländer gefördert werden.
Die ökologische(re) Bewirtschaftung der Flächen fördert nachweislich das Tier- und Pflanzenleben – somit implizit auch das Wohlergehen der Milane. Aber: wir als Verbraucher haben es in unserer Hand, wie letztendlich unsere Landwirte agieren – sie produzieren i.d.R. genau das, was wir Verbraucher bereit sind ihnen abnehmen.
Da der Rotmilan, wie bereits beschrieben, auch leicht verfügbare Beute wie Aas am Straßenrand nutzt, sollten Sie als Autofahrer bei Greifvögeln auf der Straße oder am Fahrbahnrand besonders vorsichtig sein und die Geschwindigkeit verringern - dies schützt die Greifvögel, aber letztendlich auch Sie, denn Milane haben eine beträchtliche Flügelspannweite von über 1,5 Metern. Eine Kollision mit einem solch großen Vogel hätte für beide Seiten sehr negative Konsequenzen. (ck 06/20)
Möchten Sie einmal kurz zuhören?
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